05.08.2019 Von Luzk nach Laniwzi

An Tag 3 des Reisebericht ging es von Luzk (Ukraine) bis nach Laniwzi in der Ukraine.

Ein paar Worte vorweg: wir möchten hier von unserer 7 wöchigen Abenteuerreise berichten welche im August und September 2019 stattgefunden hat. Auf dieser Reise haben wir jeden Tag Reisetagebuch geschrieben. Diese Erfahrungen möchten wir mit euch teilen, mal unfassbar lustige, mal traurige Geschichten und einfach viele Informationen welche euch bei eurer eigenen Reiseplanung helfen können.

In Wolhynien

Gegen 8:00 Uhr wurden Felix und Chris von einem wilden Valeri aus dem Schlaf gerissen: AUFSTEHEN! Die Deutschen schlafen immer! Arbeit Arbeit, Achtung Achtung!

Beim reichlichen Frühstück lernten sie die Teilnehmer des Workcamps kennen. Gleich danach packten sie ihre Sachen und luden sie auch sogleich in den blauen Lupo. Dabei beobachtet wurden sie von einem süßen Hündchen, das sich schnell mit Chris anfreundete. Sie schauten noch in dem Freilichtmuseum vorbei, wo die Arbeiten bereits wieder im Gange waren. In dem Museum wird das dörfliche Leben und Arbeiten der historischen Region Wolhynien dargestellt. Sie halfen noch ein wenig beim Streichen des hölzernen Eingangstores und lernten die ansässigen Gänse und andere Tiere kennen, die Chris natürlich ebenso gleich in sein Herz schloss. Von dort ging es weiter in das nahegelegene Luzk.

Luzk Stadtfestung Castle Ukraine besichtigen Parken Sehenswert Attraktion

Hier besichtigten sie die mittelalterliche Stadtfestung, welche auch auf den 200 Griwnaschein zu sehen ist. Drei Einheimische wiesen den beiden sieben verschiedene Wege in die Innenstadt, und trotzdem fanden sie sie schließlich. Sie luden ihre Handys im Handyladen auf 4G Internet, 30 Freiminuten nach Deutschland und vieles mehr für 100 Griwna auf, umgerechnet etwa drei Euro. Doch schon bald meldeten sich ihre Mägen wieder zu Wort: Rasch wurden sie mit lokalen Backwaren aufgefüllt, selbiges wiederfuhr kurz danach auch ihrem persönlichen Karmatank, dank einer in einem Antiquitätenladen erstandenen, orthodoxen Ikone. Im Autofenster aufgestellt sollte sie für den Rest der Reise böse Geister und nebenbei auch potentielle Autodiebe abschrecken. Ein Frevel wäre das, das Gefährt eines rechtgläubigen Bruders zu stehlen!

Imposantes Glockenläuten im Kloster Potschaiw

Von Luzk wollten sie direkt nach Laniwzi fahren, um Felix‘ befreundete Familie zu besuchen. Jedoch überredete ebenjener Chris noch, einen Zwischenstopp beim Kloster Potschaiw einzulegen, eines der größten Klöster der orthodoxen Kirche in Osteuropa. Auf dem Weg ins Kloster hielten sie in einem weiteren Dorf an und kauften zwei Pfund Brombeeren von einer alten Dame mit Kopftuch. Sie verschlungen je ein Pfund auf der Stelle, da essen während des Fahrens aufgrund der akuten Kleckergefahr gefährlich erschien. Wenn es Brombeervergiftungen gibt, dann müssten sie eigentlich eine bekommen haben, trotzdem erreichten sie unbeschadet das imposante Kloster, das stolz auf einem Hügel gleich über dem Ort thront. Ein wunderschöner Anblick, wie die goldenen Kuppeln in der Sonne glänzen. Im Kloster selbst gibt es eine Quelle, welche vom Fuß der Maria stammt. Überall gab es Zapfsäulen, an denen heiliges Wasser aus Plastiktassen getrunken werden kann. Das Wasser schmeckte hervorragend, die zur Verfügung gestellten Plastiktassen wirkten dagegen weniger einladend.

Kloster Ukraine Katholisch Lupo Potschajiw Orthodoxe Kirche

Auf dem Gelände schweiften viele Pilgerinnen und Pilger neben Priestern der orthodoxen Kirche umher, auf den Grünflächen innerhalb des Klostergeländes waren sogar Zelte aufgebaut: Einige Gäste schienen hier ihren Campingurlaub mit einem spirituellen Extra

anzureichern und übernachteten in den Klostergärten. Die beiden aufmerksamen Besucher aus Deutschland schauten sich auf dem Gelände und in einigen Gebäuden um, als auf einmal vom Glockenturm her die Glocken erklangen. Langsam entwickelte sich das Geläut zu einem unheimlichen Stakkato aus tiefen und progressiven Klängen. Dies rief die Pilger zum Gebet in den Gottesdienst. In der Kirche wiegten sich die Gläubigen zum gleichförmigen Gebetsgesang des Priesters. Eine intime Atmosphäre senkte sich über den Gottesdienst und die Weihrauchschwaden waberten über die Köpfe.

Kloster Ukraine Katholisch Lupo Potschajiw Orthodoxe Kirche Goldkuppeln

Der unverständliche Hirte

Eine gute Stunde später sausten sie wieder durch die Landschaft. Die Strecke zum heutigen Ziel betrug zwar nur 50 km, dennoch verhieß uns die digitale Navigation zwei Stunden Fahrtzeit. Unser Weg führte uns über halsbrecherische Pisten. Viele dieser unasphaltierten Straßen sollten eigentlich nur durch Fahrzeuge mit Allradantrieb befahren werden, so Chris‘ feste Überzeugung bei ihrem Anblick. Doch meisterte der Lupo diese Hürden mit Bravour, von ruhiger Hand geführt. Am Horizont standen Pferde und Kühe, die Szenerie erinnerte an einen alten Westernfilm. Sie fuhren an einem alten Mann, umringt von einer Schafherde, vorbei. Da kam er herbeigelaufen und strahlte über beide braun gebrannten und von der Sonne zerfurchten Wangen. Seine zwei saphirblauen Augen leuchteten wie ein Meer in der trockenen Wüste. Voller Freude redete er auf die beiden ein, aber selbst Felix konnte kaum ein Wort verstehen, da er in sehr starkem, ungewöhnlichem Dialekt sprach und dabei auch noch gehörig nuschelte. Väterlich tatschelte er durchs Autofenster hindurch über Felix‘ Kopf. Dieser nickte bloß freundlich und wünschte hervorragende Gesundheit. Freudestrahlend verabschiedete sich der alte Hirte, als sie weiterfuhren. Was mögen diese alten Augen schon gesehen haben und was mag der Mann gedacht haben, als mitten im ukrainischen Nirgendwo, auf einer der schlechtesten Straßen der Region, ein blauer VW Lupo mit Dachbox und Kölner Kennzeichen daher gerumpelt kam, gesteuert von zwei Kerlen, die ihn nicht verstanden?

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Westukrainische Landidylle

Über weitere zwanzig Kilometer schlechter Straßen kamen sie Laniwzi dann doch immer näher. Felix freute sich, war er doch noch nie von dieser Seite in die „Stadt“ gefahren. Als sie bei Nasar und seiner Familie ankamen, wurden sie schon heiß erwartet. Nasar und Soriana (zu deutsch „das Sternchen“) leben am Rande des Städtchens in einem Haus mit großem Selbstversorgergarten. Zwei kleine Töchter machen das Familienglück perfekt. Nasar ist von Beruf Musiklehrer an der örtlichen Volksschule, tritt aber an Wochenenden mit seinem Keyboard auf Hochzeiten auf, um sich etwas dazu zu verdienen. Das Lehrergehalt ist niedrig, und in den langen Sommerferien wird es noch weiter reduziert.

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Der herrliche Garten, der das Haus umgibt, bringt durch den fruchtbaren Boden unglaubliche Mengen an Äpfeln, Birnen, Kartoffeln und anderem Obst und Gemüse hervor. Sechs Schweine, welche zur Tilgung des Kredits zur Hausrenovierung angeschafft wurden, runden die kleine Bauernhofidylle noch ab. Überall auf dem Grundstück laufen Hühner herum. Nasar und Chris gaben Ihnen gleich kreative Namen wie „Huhn eins“, „Hund zwei“ oder „Telefonmann“. Eine Schar Gänse marodierte um das Haus und fauchte wie Raptoren die Katzen an. Diesen Vögeln macht man nichts vor. Nasar musste los und auf der Hochzeit eines Priesters spielen, gesoffen würde dort allemal werden. Chris und Felix blieben bei Soriana, die innerhalb von zwei Stunden, also seit der Ankündigung ihres Erscheinens, ein wundervolles Abendessen aus vielen kleinen Gerichten gezaubert hatte. Sie selbst bezeichnete es als ein kleines Essen „von schneller Hand“, kaum der ausländischen Gäste würdig. Felix, sagte sie, das passiert, wenn du erst so kurz vorher Bescheid sagst. Nasars Cousine Jana kam zum Essen, die Felix schon seit Jahren kennt. Felix, sagte sie, du bist wie Schnee im Mai, keiner erwartet dich und auf einmal bist du da.

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Trockenfisch und frische Pflaumen in der Nacht

Zu ukrainischen Butterbroten, russischen Eiern, Kartoffelstampf aus dem eigenen Garten und Kohlsalat wurde dann auch Wein und der erste selbstgebrannte Horilka gereicht. Ich habe dich im Fernsehen gesehen, sagte Jana zu Felix, du hast da ein Interview gegeben. Während sich die beiden Frauen dann weiter über die neuen Liebschaften eines bekannten ukrainischen Sängers unterhielten, haute der Wodka Chris schon um, sein Gesicht lief rot an. Glücklicherweise half das Essen, den Alkohol ein wenig aufzufangen. So wurde ein Glas nach dem anderen geleert und die Stimmung war ganz hervorragend.

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Später am Abend kam Nasar von seinem Auftritt auf der Priesterhochzeit zurück. Felix warnte Chris vor, jetzt würden sie auch noch mit Nasar trinken. Kurzerhand fuhren sie zum Laden um die Ecke und kauften noch sieben Bier und getrockneten Barsch zum Knabbern. Im Osten ist es üblich, zum Alkohol immer mindestens eine Kleinigkeit zu essen, und sei es nur gesalzener Trockenfisch in kleinen Stücken. Noch im Geschäft konnten sie auf die Frage, was denn die Deutschen typischerweise zum Trinken „beißen“ würden, nur ausweichend antworten, normalerweise nichts. Wieder zu Hause angekommen ging das Gelage lustig weiter, nun moderiert von Nasars Trinkgeschwindigkeit, Jana war inzwischen heimgegangen, Soriana hatte für Sauberkeit und Ordnung in der Küche gesorgt und sich zurückgezogen. Ein weiterer halber Liter Selbstgebrannter floss durch die drei Kehlen. Als der Gastgeber den verdutzten Branntweinlaien eröffnete, dass sein „Naturprodukt“ 60 % Alkohol enthielte, merkten sie erst, wie betrunken sie tatsächlich waren. Zum Wodka gab es Speck aus eigener Schlachtung. Das Schwein war zu seinen Lebenszeiten, wie Felix übersetzte, „lange von Nasar beäugt worden“. Alle drei brachen in herzliches Gelächter aus, wie so oft bei Übersetzungen und Kleinigkeiten, welche entstehen, wenn zwei Kulturen aufeinanderprallen. In den frühen Morgenstunden gingen sie noch einmal in den Garten, um völlig betrunken durch das Obstparadies zu spazieren und überall etwas zu pflücken und zu probieren. Mit vollen Bäuchen fielen sie in ihr doch etwas kleines Bett, wo sie, Arm in Arm, sofort in einen schwarzen, traumlosen Schlaf sanken.

Reiseschnapper des Tages: Nummernschild Diebstahl Sicherung

Bevor wir losgefahren sind habe ich natürlich viel recherchiert. Ein altbekanntes Problem in ist es (oder besser gesagt sei es), dass einem in Osteuropa das Nummernschild geklaut wird. Dies ist dann gleichzusetzen mit einer sofortigem Reise Stopp und einem Gang zur Botschaft. Weiter fahren ohne ist unmöglich! Dort kriegt man dann ein Ersatznummernschild und darf sofort nachhause fahren. Das war es. Damit mir das nicht passiert habe ich viel gelesen und bin dann zu dem Schluss gekommen, die beste Diebstahlsicherung für das Kennzeichen ist es, das Schild festzunieten. Dazu bohrt man einfach ein paar Löcher in das Schild und nietet es an den dahinterliegenden Nummernschildrahmen. Schrauben und Schnellverbinder waren mir einfach nicht sicher genug.

Das ganze sieht dann so aus und die benötigte Nietenzange kriegt ihr günstig auf Amazon:

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Diebstahlsicherung Nummernschild leicht gemacht.

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